Dos & Don’ts Teil 2

Heute soll es weitergehen mit meiner Serie zu den Dos & Don’ts im Probenähen. Ich bitte für euch wieder ein paar Damen auf die Bühne meines Kabaretts. Bitte vergesst nicht den Ernst im Schrank einzusperren, und für alle die Angst haben sich selbst wiederzuerkennen reflektiere ich mich mal kurz selbst: in mir steckt ein Bischen jeder meiner Figuren- es geht natürlich nicht um die Menschen an sich, man begegnet wunderbaren Menschen im probenähen- aber es geht darum, dass man ab und zu seine innere Susi, Romea oder Sarah etwas zügelt um professionelle Arbeit abzuliefern- denn darum geht es im Probenähen.

Nun aber zu den Mädels! Da wäre auch schon die erste:

Romea, die Wichtige
Romea ist in ihren eigenen Augen fast wie die rechte Hand der Schnittdesignerin. Vorsorglich lobt sie erstmal alle Beiträge, die in der Gruppe gepostet werden, positives Feedback ist motivierend, das hat sie letztens bei einem Seminar zu Führungsqualitäten gelernt. Außerdem ist es wichtig, dass man wahrgenommen wird, wenn man Ziele hat. Und Ziele hat Romea. Sie näht schließlich regelmäßig zur Probe und auch ihre Seite und ihr Blog laufen gut (Gott sei Dank konnte sie in der letzten Probenähgruppe 5 Sponsoren zum 500 Likes- Gewinnspiel motivieren!), und sie fühlt sich bereit für den nächsten Schritt. Sie möchte in ein Stammteam. Dass sie gut genug ist? Daran hat sie keinen Zweifel! Sie hat schließlich einen guten Geschmack und unterstützt die eigentliche Chefin der Gruppe wo sie kann! Leider geht sie dabei mit ihrem Lob inflationär um und mit ihrer anmaßenden Art langsam aber sicher allen auf die Nerven. Eine Sache hat sie allerdings bisher unterschätzt: Die Bedeutung, die die genähten Stücke für den eigenen Stand beim Schnittdesigner haben. Während sie Lob mit dem Salzstreuer verteilt oder Kritik hageln lässt und Leute ermahnt, vergisst sie leider oft selbst zu nähen und wird auf den letzten Drücker fertig. Aber Sie hat sich so gut eingebracht, da wird man ihr wohl verzeihen dass sie nur ein Stück und das auf den letzten Drücker abgeliefert hat. Immerhin lag es schon ab dem ersten Tag fertig zugeschnitten und Vorbereitet bereit!

Ja, Romea ist tatsächlich hilfreich, zumindest wenn sie ehrlich lobt und Tips gibt. Sie hat durchaus gute Ideen und bringt sich sinnvoll ein- solang sie sich mit dem Schnittdesigner darüber abspricht und die Rollen klar verteilt sind absolut kein Problem- schwierig wird es dann, wenn sie nichtmehr im Interesse des eigentlichen Gruppenchefs handelt sondern beginnt sich selbst und ihre Rolle zu wichtig zu nehmen, und das ist ein schmaler Grat auf dem sie da wandert…..

Sarah, Die Mäkelige
Am Anfang ist Sarah sehr sympathisch, ein kreativer Mensch, mit dem man gern ein Bischen Zeit verbingen würde. Sie bringt viele Ideen in die Gruppe ein, für den Fall dass jemand anderes das gerne so machen möchte, sie selbst findet sie sei nicht so der Typ dazu, aber es würde bestimmt gut aussehen! Leider findet Sarah eigentlich garnicht, dass sie der Typ für diesen Schnitt ist- aber man könnte da etwas draus machen, wenn man hier etwas abändert und da, und dann vielleicht noch aus dem Röhren-Hosenbein eins mit Bootcut macht, ja, so könnte sie sich das echt gut vorstellen. Puffärmel? „Warum denn, es verändert den Schnitt doch nicht nennenswert, wenn man stattdessen Fledermausärmel macht!
Sarah hat eine ganz eigene Vorstellung von dem Schnitt den sie zur Probe nähen soll, und das ist definitiv eine bessere als die der Designerin! „Kann man das nicht auch ganz anders lösen?“ ist eine Frage, die man öfter von ihr liest. Nicht ohne Grund, denn Sarah würde am liebsten ihre eigenen Schnitte entwerfen! Probenähen schadet auf diesem Wege ja nicht, schließlich kann man da alles schonmal kennenlernen, und man muss ja irgendwie auch den Boden für so eine Karriere bereiten! Mal sehen wie das so geht, worauf man achten muss, und mit etwas Glück kann man vielleicht einen Kontakt zur Schnitterstellerin aufbauen, so eine Art Freundschaft, in der man sich mit Rat und Tat zur Seite steht, und wo man vielleicht lernen kann, wie man beim Erstellen der Schnitte eigentlich vorgehen muss? Um Hintergrundinfos zu bekommen muss man natürlich ein bekannter Name in der Branche werden, klar, dass die Designerinnen das nicht allen auf die Nase binden, und konstruktive Kritik, ein kleiner Hinweis dass man in der Nähe wohnt, das ist doch schonmal ein Anfang!
Sarah verlost ausserdem sehr gerne die Schnitte im Anschluss an das Probenähen, und ist auch als Sponsorin bei Gewinnspielen dabei- natürlich hat sie auch dann wieder gute Tips, was man anders machen könnte, um mehr Likes auf ihrer Seite zu bekommen, denn Likes sind wichtig wenn man Schnitte verkaufen will!

Klingt ganz logisch oder? Und Sarah darf tatsächlich ihre eigenen Ziele haben- sie sollte nur nicht vergessen, dass auch andere hart arbeiten mussten um sich ihr Wissen anzueignen und es wohl nicht verschenken werden. Leider verstecken die Sarahs ihre Ambitionen nicht sehr gut- man merkt einfach ob jemand mit dem Herzen dabei ist oder nur mit offenen Augen auf die Finger der Schnittdesigner schaut. Hier muss ich mal eine ganz persönliche Empfehlung loswerden: bewerbt euch nur, wenn ihr wirklich begeistert von der Beschreibung und den Vorschaubildern zu dem zu nähenden Schnitt seit! Man spürt, wer keine Lust darauf hat ihn zu nähen- und Schnittersteller haben durchaus im Blick wer gut dabei ist und wer nur am Rande steht und nichts abliefert…..

Veronika, Die Eigenmächtige 
 Anders als Sarah schlägt Veronika die Änderungen am Schnitt, die ihr gefallen würden garnicht erst vor, sie verändert einfach hier ein bischen, da noch etwas und gibt anschließend ein tolles Feedback über ihre eigene Version- „ist jetzt nicht mehr ganz das Original, aber wir müssen ja auch zeigen wie variantenreich der Schnitt ist, oder?“ Veronika quillt einfach über vor Krativität und kann sich kaum im Zaume halten. Sie will sich ausleben und findet die Atmosphäre im Probenähen so inspirierend, dass sie natürlich eine Schippe draufgelegt hat „Extra für euch!“
 Oft kommt ihr einen Tag vor Abgabe der Fotos noch eine zündende Idee, „das muss unbedingt noch mit rein, das ist meeegaaaa!“, klar, die Fotos kommen zwei Tage zu spät, aber das macht ja nichts, denn wer so bahnbrechende Ergebnisse liefert, der kann schon eine Sonderbehandlung erwarten, oder?

Ich liebe kreative Menschen, sie inspirieren mich und spornen mich zu Höchstleistungen an! Und kreativer Input pusht mich beim probenähen unheimlich! Aber auf eins passe ich immer auf: ich verändere keinen Schnitt ohne vorheriges Go des Erstellers. Manchmal sind Anpassungen an den eigenen Körper notwendig, aber das Ziel eines Probenähens ist, dass diese Anpassungen dokumentiert und verglichen werden! Wenn mein Po zu rund und der Rock deswegen zu kurz war, dann ist wichtig zu wissen ob alle pos zu rund waren! Man kann tolle Ergänzungen und Erweiterungen zu einem Schnitt machen, aber es ist immer auch wichtig, dass die Passform stimmt- und das sieht man eben nur wenn das original genäht wurde.

Ein paar Mädels trefft ihr kommende Woche nochmal- sie freuen sich schon auf euch!

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